Braunschweiger Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände lud zu ihrem Jahresempfang ins Altstadtrathaus
Zum ersten Mal nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause lud die Arbeitsgemeinschaft der Braunschweiger Wohlfahrtsverbände (AGW) am 25. November 2022 zu ihrem Jahresempfang in die Dornse des Altstadtrathauses. Mehr als 130 hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, vielfältigen sozialen Einrichtungen sowie Ehrenamtliche folgten der Einladung. Ausrichter sind jeweils gemeinschaftlich die Mitglieder der AGW zusammen mit der Brunswiek Marketing GmbH um Harald Tenzer.
Erstmals war Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum bei dem Empfang dabei. Zu den Gästen gehörten auch die Bundestagsabgeordneten Anikó Glogowski-Merten (FDP) und Dr. Christos Pantazis (SPD), der auch Vorsitzender des Präsidiums des DRK-Kreisverbands Braunschweig-Salzgitter ist. Ebenso kamen die neue niedersächsische Staatssekretärin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Christine Arbogast, die bis vor wenigen Wochen noch Sozialdezernentin der Stadt Braunschweig war, sowie mehrere Landtagsabgeordnete aus Braunschweig zum Jahresempfang.
Die Spitzenvertreter der Wohlfahrtsverbände, Stefan Schaper (AWO-Kreisverband), Dr. Marcus Kröckel und Matthias Konrad (Caritasverband), Nicole Kumpis (Deutsches Rotes Kreuz, Sprecherin der AGW), Ekke Seifert (Diakonie im Braunschweiger Land) und Sven Spier (Der Paritätische), sowie weitere Hauptamliche der jeweiligen Organisationen nutzten diese Veranstaltung bereits zum 17. Mal, um sich bei den Gästen des Empfangs für vielfältige Unterstützung und bewährte gute Zusammenarbeit zu bedanken, aber auch um den Finger in die Wunde zu legen, unter anderem beim Thema Fachkräftemangel.
AGW-Verbände als fordernde Begleiter
„Ohne geeignetes Personal droht die Gefahr, vor allem im Bereich der Kinder- und Jugend-Betreuung, von nicht mehr aufzuholenden Defiziten“, sagte Nicole Kumpis als Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände. „Das Problem des Fachkräftemangels muss gemeinsam mit Politik und Verwaltung dringend gelöst werden“, ergänzte sie. Für die Bewältigung der Herausforderungen müsse die Stadtgesellschaft geschlossen zusammenstehen.
Die Vertreter der freien Wohlfahrtspflege verstünden sich als fordernde Begleiter der öffentlichen Wohlfahrtspflege der Kommune und formulieren Kritik, wo es notwendig sei, sagte Nicole Kumpis.
Als Vertreter der Wirtschaft und der langjährigen Sponsoren der AGW betonte auch Henning Radmacher von der Radmacher GmbH & Co. KG, im Hinblick auf die bekannten Schwierigkeiten im Bereich der Pflegeeinrichtungen: „Trotz erster erfolgter Schritte zur Verbesserung der Situation der Beschäftigten in der Pflege muss es noch deutlich mehr Unterstützung geben, um diesen Berufszweig dauerhaft attraktiver und stärker zu machen.“
„Unglaublich wichtiger Beitrag für die Stadtgesellschaft“
Oberbürgermeister Thorsten Kornblum wies auf die Bedeutung der Wohlfahrtsverbände in der Kommune hin: „Sie leisten einen unglaublich wichtigen Beitrag für die Stadtgesellschaft, sorgen sich mit ihren Angeboten für das Wohl der Gemeinschaft und des Einzelnen.“ Durch ihre sozialen Netzwerke leisteten die Wohlfahrtsverbände als tragende Säule der Zivilgesellschaft für die Menschen eine Daseinsvorsorge, wie sie keine Stadt oder Gemeinde alleine schaffen könnte. Er wies darauf hin, dass der Betreuungsbedarf wachse – bei Kindern und bei Senioren.
Auch die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes sei ohne die Träger der freien Wohlfahrt nicht umsetzbar.
Gleichwohl kündigte Kornblum aufgrund der äußeren Umstände schwierige Zeiten an: „Neueste Zahlen aus dem Deutschen Städtetag belegen, dass viele Kommunen vor allem durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, aber auch die Nachwirkungen der Pandemie, vor einer dramatischen finanziellen Belastung stehen. Auch wir in Braunschweig müssen noch einmal ran an unsere Haushaltsplanung“, verdeutlichte der Oberbürgermeister. Die Situation werde sich „drastisch auswirken auf das, was wir uns leisten können“.
Braunschweig will weiterhin soziale Stadt sein
Trotz unsicherer Zeiten legte sich der OB fest: „Wir wollen weiterhin eine soziale Stadt bleiben.“ Auch deshalb sei die enorme Wertschöpfung durch den sozialen Bereich, der zu großen Teilen von den fünf Wohlfahrtsverbänden bestritten werde, unverzichtbar.
Lob und Dank richtete Dr. Thorsten Kornblum neben den 5100 Hauptamtlichen auch an die rund 3200 bei den Trägern der freien Wohlfahrtspflege engagierten Freiwilligen. „Haupt- und Ehrenamt haben in diesem herausfordernden Jahr mit vielen geflüchteten Menschen“ ermöglicht, „schnell starke Strukturen zu schaffen, um den Menschen in Not zu helfen“.
Nicole Kumpis betonte für die fünf Wohlfahrtsverbände: „Wir können Krise und stellen uns den aktuellen Herausforderungen, darunter der großen Aufgabe der Aufnahme, Betreuung und Integration der Menschen aus der Ukraine.“
Color Music Children’s Choir bewegt die Herzen der Besucher
Passend dazu war der kulturelle Beitrag des Jahresempfangs der AGW gewählt: ein bewegender Auftritt des Color Music Children’s Choir aus der Domsingschule. Der Chor mit der ukrainischen Chorleiterin Olena Petrykova besteht aus aktuell 29 Kindern im Alter ab fünf Jahren aufwärts, die in diesem Jahr aus der Ukraine geflüchtet und in Braunschweig sicher untergekommen sind.
Die gelernte Musikerin und Pädagogin Petrykova berichtete in ihrer Landessprache, ins Deutsche übersetzt von Tatjana Tenzer: „Mit Musik möchte ich den Kindern vermitteln, dass sie dem Krieg entkommen und am Leben sind und möchte ihre Aufmerksamkeit auch auf die schönen Dinge richten.“
Lieder in drei Sprachen
Die jungen Sängerinnen und Sänger beeindruckten die Besucher des Empfangs mit Gesang auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch, darunter mit dem Adventslied „Oh Heiland, reiß die Himmel auf“ und dem Weihnachtslied „Alle Jahre wieder“. Auch ein Weihnachtslied aus ihrer Heimat stellten sie vor, begleitet mit einer ukrainischen Bandura. „Wir danken unseren Gastgebern in Braunschweig für viel Wärme in ihren Herzen“, sagte die Chorleiterin stellvertretend für ihre Schützlinge, und sagte: „Wir wünschen uns sehnlichst Frieden in der Ukraine und überall auf Erden.“
Zum Repertoire der Kinder gehörten auch ein Friedenslied auf Englisch sowie kraftgebende Lieder in ihrer Landessprache, mit denen die Kinder unter anderem ihren Wunsch nach einer friedlichen Zukunft in ihrer aktuell umkämpften Heimat zum Ausdruck brachten. Die Zuhörenden waren sichtlich bewegt und bedankten sich beim Auszug des Chores stehend mit viel Beifall.